60th Anniversary in Washington DC
Freundeskreis gilt als Best-Practice-Beispiel
Es war ein denkwürdiger Akt: Nur rund ein Jahrzehnt nach dem millionenfachen Tod im 2. Weltkrieg rief der damalige US-Präsident Dwight D. Eisenhower eine Organisation ins Leben, die seit nunmehr 60 Jahren zur Völkerverständigung und Friedenssicherung beiträgt: die Sister Cities International.
Zum 60th Anniversary-Meeting Mitte Juli 2016 in der amerikanischen Hauptstadt wurde auch Dr. Johann Vielberth eingeladen und gebeten, mit einer Keynote die Geschichte der beispielhaften Städtepartnerschaft Regensburg-Tempe zu rekapitulieren. Er hat den Freundeskreis Tempe e. V. mit aufgebaut und unterstützt ihn bis heute ideell wie finanziell. Lange war auch das Sekretariat der Organisation in den Räumen der DV-Verwaltung mit untergebracht. Inzwischen arbeitet das Büro in der Goethestraße 1 in Regensburg und Franz Feldmeier koordiniert die Freundeskreis-Aktivitäten in und um Regensburg als Vorsitzender.
„Wir haben unsere Zusammenarbeit – ganz im Sinne Eisenhowers – nie als bürokratische Veranstaltung offizieller Funktionäre verstanden, sondern ganz bewusst „Freundeskreis Tempe-Regensburg e. V.“ genannt. Die Menschen diesseits und jenseits des großen Teichs sollten sich und die jeweilige Kultur möglichst bei persönlichen Begegnungen kennenlernen“, erinnert sich der Unternehmensgründer.
„Wir wollten uns ohne Grenzen entwickeln“
Grenzen überwand Dr. Vielberth Zeit seines Lebens: Schon 1950 brach er als Mitglied der Europäischen Jugend mit auf nach Straßburg, wo Idealisten symbolisch die Schlagbäume an der deutsch-französischen Grenze demontierten. „Wir wollten nach dem Krieg eine europäische Föderation schaffen, frei sein.“ Der Bund war Teil der JEF (Jeunes Européens Fédéralistes), mit denen sich neben anderen beispielsweise auch Rudolf Seiters (CDU), Jo Leinen (SPD) oder Petra Kelly (Grüne) identifizierten. Gemeinsamer Nenner war die überparteilich-demokratische Orientierung.
Diese Grundhaltung kam auch zum Ausdruck, als Dr. Vielberth die stets sehr gut angenommenen Austauschprogramme der Städtepartnerschaft Regensburg-Tempe (Arizona/USA) begleitete. Zu den Pionieren zählte auch Dr. Rudolf Eckert (Eckert-Schulen, Regenstauf), der schon 1977 eine Gruppe Jugendlicher aus Tempe eingeladen hatte. Offiziell eingetragen wurde der Freundeskreis dann 1979.
Als die erste Delegation um Tempes Bürgermeister Bill LoPiano und Richard Neuheisel (Sprecher der amerikanischen Sister Cities Organisation) an die Tore des Alten Rathauses der Domstadt klopfte, war Regensburgs frisch gewähltes Stadtoberhaupt Friedrich Viehbacher gerade einen Tag im Amt. Deshalb nutzte der neue OB, der schon im Wahlkampf bei Wirtschaftsfragen auf Dr. Vielberths Rat vertraut hatte, diesen persönlichen Draht erneut. Tempe liege weit im Westen der USA, sorgte er sich, und es werde schwierig sein, Kontakte zu pflegen. Deshalb suche er tatkräftige Unterstützer.
Weil Dr. Vielberth nach dem erfolgreichen Auf- und Ausbau des Donau-Einkaufszentrums als zweites Pionierprojekt gerade den Gewerbepark Regensburg konzipierte, hatte er allerdings „sehr, sehr viel Arbeit“. Er kandidierte so als Stellvertreter, während der damalige Regensburger Schuldezernent Willi Lang den neuen gemeinnützigen Verein als Vorsitzender repräsentierte. „Willi Lang war davor nie in Amerika gewesen, doch er hat sich zum besten Vorsitzenden entwickelt, den sich der Freundeskreis nur wünschen konnte.“
Für Verständnis und Toleranz geworben
Nach und nach reisten mehr als 3000 Besucher aus dem Regensburger Raum nach Tempe in der Peripherie der US-Metropole Phoenix: Schüler, Lehrkräfte, Künstler, interessierte Bürger… Einen intensiven Austausch mit einer amerikanischen Familie pflegt seit den Anfangstagen beispielsweise der langjährige Geschäftsführer des Donau-Einkaufszentrums, Gerd Temporale.
Als Lang 1991 aus dem öffentlichen Dienst schied und sein Ehrenamt aufgab, ließ sich Dr. Vielberth doch noch als Vorsitzender für zwölf Jahre in die Pflicht nehmen. Er wollte „dem Frieden dienen“ und die Freundschaft der einstigen Kriegsgegner festigen. Angesichts ihres nachhaltigen Wirkens wurden Lang und Dr. Vielberth schließlich in Tempe in den „Ring Of Honor“ aufgenommen, den Kreis jener Persönlichkeiten, die sich besonders um das Allgemeinwohl verdient gemacht haben. Das Ehrenmal steht in einem Park der Stadt, in der 60.000 Studierende die größte Universität der USA besuchen.
Für mehr Toleranz und Verständnis zwischen den Völkern warb der Oberpfälzer bis hin zur höchsten Ebene: Die in den USA ansässige Sister Cities International Corp. wird von einem Board repräsentiert, dem auch Persönlichkeiten befreundeter Nationen angehören. 1988 wurde Dr. Vielberth für zwei Perioden als Vertreter Europas und nach dieser maximalen Amtszeit zum Ehrenmitglied berufen. Dadurch lernte er Städtepartnerschaften in vielfältigen Kulturräumen kennen: „Ich wurde immer als Freund Amerikas bezeichnet. Dies ist richtig, sollte aber nicht falsch interpretiert werden. Wir haben viele großartige Nachbarn. Ich bin ebenso ein Freund Frankreichs, ein Freund Italiens…“